Trainergeschichten. Ein Juniorentrainer im Aktivfussball

16. Oktober

David Baumann hat 13 Jahre lang den Nachwuchs des SC Kriens trainiert. Im Sommer wechselte er in den Aktivfussball und will dort gar nicht viel anders machen.

David Baumann könnte Geschichte an Geschichte reihen. Geschichten vom alten Kleinfeld, als er seine Trainerlaufbahn beim SC Kriens begann, Geschichten von tränenreichen Niederlagen, von glückseligen Siegen oder nervenaufreibenden Unentschieden. Aber vielleicht ist die Geschichte, die sich während unseres Gespräches für diesen Beitrag zuträgt, aussagekräftig genug um die Wirkungskraft und das Engagement des langjährigen SCK-Juniorentrainers David Baumann zu beschreiben.

Diese Geschichte geht so: Unser Gespräch wird sanft unterbrochen von einem pensionierten Herrn, der uns einen Kaffee anbietet. Sein Sohn hat als Junior im Kleinfeld gespielt, heute ist er als Trainer beim SCK tätig. Und dessen Sohn wiederum, der Enkel des pensionierten Herrn, hat vor einigen Jahren bei David Baumann die ersten Schritte im Juniorenfussball gemacht.

Ich habe ihn gesehen und über den Platz gerufen ‘wem gehört dieses Kind’

David Baumann

Der ältere Herr kommt also mit zwei Kaffees an unseren Tisch zurück, zückt sein Handy und zeigt David Baumann ein Foto seines Enkels im Dress der Schweizer-Juniorennationalmannschaft. «Schau, heute hat er sein erstes Spiel für die Schweiz gemacht». David Baumann schaut sich die Aufnahme der jubelnden Nati-Junioren aus der Garderobe in Ungarn an, er wirkt gerührt, auch stolz. «Es ist eine Freude für jeden Juniorentrainer, wenn der ehemalige Schützling für die Schweizer Nati spielt.»

David Baumann erinnert sich: «Das war im alten Kleinfeld. Er war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, hat neben dem Platz Hütchen aufgestellt und für sich trainiert. Ich habe ihn gesehen und über den Platz gerufen ‘wem gehört dieses Kind’ und ihn dann gleich zu uns ins Training genommen. Ja, und heute, acht Jahre später spielt er in der Juniorennationalmannschaft der Schweiz.»

Ich finde es wichtig, meine Freizeit ebenfalls für etwas sinnvolles zur Verfügung zu stellen.

David Baumann

Unzählige Kinder sind bei David Baumann in den vergangenen 13 Jahren in die Fussball-Lehre gegangen, nicht jeder oder jede ist heute Nationalspieler oder Nationalspielerin, aber viele laufen ihm im Kleinfeld noch immer über den Weg. «Es ist etwas Schönes, wenn wir uns jeweils kurz unterhalten können, und es ist auch ein Zeichen, dass ich als Trainer einen positiven Einfluss ausüben konnte.»

Juniorentrainer war David Baumann aus Überzeugung. «Ich habe als Junior vom freiwilligen Engagement meiner Trainer profitiert, unsere Kinder profitieren in ihren Sportvereinen davon. Ich finde es wichtig, diese Art des Engagements weiterzuführen, meine Freizeit ebenfalls für etwas sinnvolles zur Verfügung zu stellen.»

Weiterführen wird David Baumann sein Engagement nach wie vor im Kleinfeld, nach wie vor im Breitenfussball, aber nach 13 Jahren wagt er sich in den Aktivfussball. «Mein Herz hängt immer noch am Kinderfussball, ich würde daher eher von einer Auszeit vom Kinderfussball sprechen als von einem Ende.»

Auch die dritte Mannschaft will weiterkommen, vielleicht nicht um jeden Preis. Aber auch dort geht es um Ausbildung und Entwicklung.

David Baumann

Rückblende: Ivan Röthlin, seines Zeichens Trainer der 3. Mannschaft des SC Kriens, plante in der letzten Vorrunde eine mehrmonatige Reise, er fragte David Baumann als Stellvertreter an und dieser Übernahm temporär bei der 4. Liga Mannschaft des SC Kriens.

«Ich fand die Aufgabe spannend, habe das Teams kennengelernt und konnte mir dann mehr und mehr vorstellen, auch einmal im Aktivfussball tätig zu sein.» Und so kommt es, dass David Baumann seit diesem Sommer nicht mehr achtjährige Kinder trainiert, sondern sich zusammen mit Ivan Röthlin um die Geschicke der 3. Mannschaft kümmert.

«Auch die dritte Mannschaft will weiterkommen, vielleicht nicht um jeden Preis. Aber auch dort geht es um Ausbildung und Entwicklung. Wir können einiges herausholen und einen Schritt nach vorne machen. Zudem treffe ich dort auf einige ehemalige Junioren von mir, das macht die Angelegenheit interessant.»

Es ist etwas schade, dass diese Art von Wettkampf im Kinderfussball nun wegfällt

David Baumann

Der Reiz der neuen Aufgabe ist David Baumann anzumerken, aber auch seine Zurückhaltung gegenüber den Änderungen im Kinder-Spitzenfussball. Sprich, die Einführung von ‘Play more Football’.

«Die Rolle des Trainers ist dort eine andere, eine passive. Zudem ist für mich der Wettkampf, wie wir ihn heute kennen, wichtig. Ich finde er ist Teil der Ausbildung. Der Umgang mit Sieg oder Niederlage ist in dieser Spielform anspruchsvoller und auch eine Lebensschulung. Es ist etwas schade, dass diese Art von Wettkampf im Kinderfussball nun wegfällt.»

Das neue Format, das ab diesem Sommer schweizweit eingeführt wurde, sieht keine Meisterschaftsspiel mehr vor, sondern Turniere zwischen mehreren Teams auf verschiedenen Spielfeldern mit grossen und kleinen Toren.

Den Wettkampfmodus erlebt David Baumann nun in der 4. Liga. «Natürlich, man arbeitet dort mit erwachsenen Menschen, die Kommunikation ist anders. Bei Kindern ist es wichtig das Gesagte gleichzeitig vorzuzeigen, aber wesentliche Trainingsinhalte bleiben ähnlich. Eine gute Technik ist die Basis. Die offene Ballannahme, Beidfüssigkeit – solche Dinge sollte man auch im Aktivfussball üben.»

Und so schwappt die Ausbildungstätigkeit von David Baumann nach mehr als ein Jahrzehnt vom Kinder- auf den Aktivfussball über – und die Geschichtsschreibung geht weiter.