Der SC Kriens hat einen Antrag auf à-fonds-perdu-Beiträge eingereicht. Viele Clubs verzichten jedoch darauf. Werner Baumgartner über die Unterstützungsgelder des Bundes und die grünweissen Vereinsfinanzen.
Die Corona-Krise dauert nun schon mehr als ein Jahr und noch läuft die Meisterschaft mit allen Clubs. Konkurse gab es nicht im Schweizer Fussball. Ist die finanzielle Not der Vereine nicht so gross wie anfangs proklamiert? Wie ist deine Einschätzung?
Es ist in der Tat sehr schwer einzuschätzen. Wenig überraschend lässt sich niemand in die Karten blicken und von extern betrachtet scheint es überall ohne Probleme seinen Lauf zu nehmen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es nicht da und dort brodelt. Aber Explosionen sind halt selten vorherzusehen. Ich bin mir aber sicher, dass uns die Probleme resultierend aus dieser Krise noch lange beschäftigen werden. Es ist auf jeden Fall alles andere als klar, dass in der nächsten Saison noch alle Sponsoren in der Lage sein werden, Geld für den Fussball zu sprechen. Und es ist auch nicht klar, dass alle Zuschauer ihr Saisonabonnement wieder verlängern wollen oder können. Da kommt noch viel auf uns zu.
Zahlreiche Vereine der SFL beantragten nach eigenen Aussagen keine à-fonds-perdu-Beiträge, weil die Auflagen dafür zu grosse Einschränkungen mit sich bringen würden. Hast du Verständnis für diesen Verzicht?
Ja, auf jeden Fall, denn die damit verbundenen Auflagen machen zum Teil einfach keinen Sinn. Sie tönen aus der Sicht der Politik wohl gut, vernünftig und vermittelbar, aber wenn man genauer hinschaut macht es für viele Vereine wirtschaftlich keinen Sinn. Man würde wohl vom Staat Geld erhalten, aber unter dem Strich trotzdem Geld verlieren, weil zum Beispiel Verträge nicht eingehalten werden können und daraus resultierend grosse Transfersummen entgehen.
Wie sieht es beim SCK aus, haben wir einen Antrag auf à-fonds-perdu-Beiträge gestellt?
Ja, wir haben einen Antrag gestellt und hoffen, dass diesem auch stattgegeben wird. Das dürfte voraussichtlich der Fall sein. Für den SC Kriens macht die Verordnung Sinn, weil wir bei uns von ganz anderen, sehr kleinen Summen reden. Wir sind von den geforderten Einschränkungen daher nicht betroffen. Allerdings, so erfreulich diese Beiträge sind, wir dürfen uns keine Illusionen machen. Mit diesem Geld wird nur ein sehr kleiner Teil unserer Ausfälle gedeckt. Es bleibt ein sehr grosses Loch. Wir sind aber dankbar, dass wir einen Zustupf erwarten dürfen.
Mit welchem Betrag rechnet der SCK?
Grundsätzlich sollten uns zwei Drittel der Ticketingausfälle von den Geisterspielen vergütet werden. Wie und ob dies auch in Bezug auf Saisonkarteninhaber, Sponsorenpakete und Mitgliederkarten gilt, wissen wir nicht, da tappen wir ziemlich im Dunkeln. Die Höhe der Beiträge können wir also kaum einschätzen. Zudem hängt es auch von der Dauer des Lockdowns ab. Es ist so, wie wir seit einem Jahr den Verein führen, sehr schwer vorhersehbar was als Nächstes kommt.
Die à-fonds-perdu-Beiträge sind eine Möglichkeit finanzielle Unterstützung zu beziehen. Ein zinsloses Darlehen hat der SCK bereits bezogen, eine weitere und dritte Möglichkeit wären noch Gelder aus einem Hilfspaket von Swiss Olympic. Wie sieht es damit aus?
Die Gelder aus dem Hilfspaket von Swiss Olympic sind verteilt. Da haben wir nichts beantragen können. Zudem ist es so, dass man nur einmal Geld erhalten wird. Entweder aus dem Topf von Swiss Olympic oder dann eben die à-fonds-perdu Beiträge, für die wir einen Antrag gestellt haben.
Wie steht es um die Beiträge für die Ausfälle beim Restaurant «1944»?
Da haben wir auch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht und einen Antrag aufgrund der Härtefallregelung gestellt. Dieses Verfahren ist am Laufen und wir hoffen, dass wir damit einen kleinen Teil unserer sehr grossen Ausfälle kompensieren können. Unser «1944» ist das Herz des Vereins im sozialen wie auch im wirtschaftlichen Sinn und es tut sehr weh, dass wir so kurz nach der Eröffnung die Türen für so lange schliessen müssen. Wir waren auf einem richtig guten Weg, bis dieses Virus kam.
An der Generalversammlung im vergangenen Herbst hat der SCK ein budgetiertes Minus von 200’000 Franken vorgelegt. Wie fällt diesbezüglich das Zwischenfazit aus?
Weil wir so viele Unsicherheiten haben, ist es extrem schwierig zu sagen wie das Jahr schliesslich aussehen wird. Wir können es schlicht nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist dass wir jetzt und bis im Sommer genügend Liquidität haben und unseren Verpflichtungen pünktlich nachkommen können. Uns kommt entgegen, dass wir stets haushälterisch mit unseren Mitteln umgegangen sind, so dass wir nach wir vor eine sehr schlanke Kostenstruktur haben. Ausserdem hatten wir schon im Frühjahr einen Covid-Kredit beantragt und erhalten. Es gilt aber nach wie vor die Devise, dass wir dieses Geld möglichst lange nicht benutzen wollen. Aber je länger dieser Zustand andauert, desto mehr sind wir doch darauf angewiesen.
(Dieses Interview erschien zuerst im aktuellen Clubheft «Kleinfeld». Ich will auch so ein Clubheft)