Nachwuchshüterin des Kleinfelds

28. März 2024

Es gab im Kleinfeld Zeiten, da spielten bei den E-Juniorinnen und Junioren drei Teams im Dress des SC Kriens. So wahnsinnig lange ist das noch nicht her. Drei Jahrzehnte vielleicht. Heute sind es neun Teams. Das Dreifache also. Es könnten auch zehn Teams sein. Oder elf.

Fussballbegeisterte Kinder in Kriens gibt es zur Genüge. Rund 40 stehen aktuell auf der Warteliste des Vereins. Bei anderen Fussballklubs in der Region sieht es ähnlich aus. Fussball ist die beliebteste Sportart weit und breit. Das hat seine Gründe. Ge- gen einen Ball treten kann jede und jeder, mehr als das runde Spielgerät ist grundsätzlich nicht nötig. Fussball hat einen hohen sozialen Charakter, wirkt integrativ, es geht ums miteinander.

Ich bin ein grosser Fan von SCK-Junioren und Juniorinnen, die in ihrer Freizeit Trainings mit den Kindern im Kleinfeld leiten

Andrea Bachmann

Zudem, Fussball läuft mittlerweile immer und überall. Professionelle Fussballerinnen und Fussballer sind auch globale Stars, ihr scheinbares Luxusleben jedem und jeder mit einem Smartphone zugänglich. Das weckt Begehrlichkeiten, besonders bei Jugendlichen. Und, Fussball ist günstig. Vergleichsweise.

Beim SC Kriens kostet eine Jahresmitgliedschaft für die E-Junioren 400 Franken. Dafür gibts ungefähr 60 Trainings pro Saison, zwei pro Woche, und je nach Team 30 Turniere, im Freien und in der Halle. In diesem Jahr reisten unsere E-Junioren beispielsweise an 11 verschiedene Hallenturniere in der Region. Daraus ergeben sich, unkompliziert gerechnet, knapp 150 Stunden* SCK-Fussball für unsere E-Juniorinnen und Junioren. Das heisst 2.65 Franken pro betreuter Fussballstunde. Das ist wenig und finanziell attraktiv.

Trainerin Andrea Bachmann auf dem Platz im Kleinfeld.

Die Nachfrage nach freien Plätzen in der SCK-Juniorenabteilung dürfte sich in Zukunft weiter erhöhen. Davon ist auszugehen. Die Stadt Kriens wächst, mehrere grössere Bauprojekte mit Familienwohnungen sind in Planung und dass der Fussball so schnell an Attraktivität verliert, ist nicht anzunehmen. Andrea Bachmann lächelt ob dieser Prognose. «Wir sind als Verein gefordert, aber beim SC Kriens ist die Nachfrage jetzt schon grösser, als das mögliche Angebot.»

Beim SC Kriens ist die Nachfrage jetzt schon grösser, als das mögliche Angebot

Andrea Bachmann

Seit letztem Sommer organisiert Andrea Bachmann die E-Junioren des SCK. Jene Alterskategorie mit den meisten Juniorinnen und Junioren. Aktuell sind es über 100. «Deshalb trainieren wir momentan in drei E-Pools. Anders ist es momentan nicht möglich. Wir bräuchten sonst 20 Trainerinnen und Trainer nur für den Bereich der E-Juniorinnen und Junioren, sowie auch zusätzliche Trainingsplätze.»

Das Pool-Training schont die Ressourcen und Kapazitäten im Verein, ist aber verglichen zum klassischen Mannschaftstraining etwas weniger intensiv und durch die hohe Anzahl an Kindern auch weniger individuell. «Wir trainieren mit knapp 30 Kindern pro Pool. 10 Kinder weniger wären ideal für die Trainings. Kleinere Gruppen sind besser für die Trainingsqualität. Aber dazu braucht es auch mehr Trainerinnen und Trainer.»

Anstatt meinen Sohn einfach beim Parkplatz auszuladen, kann ich auch gleich mit ihm auf dem Fussballplatz stehen

Andrea Bachmann

Dieselbe Problematik offenbart sich an den Wochenenden. Wenn es an die Turniere geht. «Wir gehen jeweils mit zwei Teams, elf Kinder pro Team. Jedes Wochenende müssen sieben, acht Kinder zu Hause bleiben», sagt Andrea Bachmann. «Es gibt Eltern, die sind froh darüber, dass ihre Kinder am Wochenende mal keinen Fussball haben, andere ärgern sich, dass ihr Kind nicht dabei sein kann. Wir kommunizieren das aber jeweils zu Beginn der Saison und erklären es den Eltern.»

Andrea Bachmann kennt beide Seiten. Die der Vereinsfunktionärin und jene der Eltern. Ihre drei Kinder kicken allesamt beim SC Kriens. «Durch sie bin ich zu meiner Tätigkeit gekommen.» Im Kinderbereich, im Team ihres Sohnes, wurden vor zwei Jahren Trainerinnen und Trainer gesucht.

Ein bisschen zu Hause. Andrea Bachmann vor dem Stadion Kleinfeld.

«Ich dachte mir, anstatt meinen Sohn einfach beim Parkplatz auszuladen, kann ich auch gleich mit ihm auf dem Fussballplatz stehen.» Und dabei ist es geblieben. Zweimal pro Woche steht Andrea Bachmann bis heute auf dem Trainingsplatz.

Sie beantwortet davor und danach Elternanfragen, schaut, dass alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, dass die Trainingszeiten kommuniziert werden, die Turnieranmeldungen funktionieren und alle informiert sind.

«Der Aufwand während der Saison hält sich in Grenzen. Vor der Saison ist es jeweils etwas mehr, aber es geht gut. Und es macht mir Spass. Die Organisation und die Trainings. Die Kinder, wie sie Fortschritte erzielen und mit Freude dabei sind.»

Der grösste Ausbildungsverein des Landes. Beim SCK kicken knapp 700 Fussballerinnen und Fussballer.

Andrea Bachmanns Sohn ist mittlerweile alt genug und leitet die Trainings der E-Juniorinnen und Junioren mit ihr. «Ich bin ein grosser Fan von jugendlichen SCK-JuniorInnen die in ihrer Freizeit Trainings mit den Kindern im Kleinfeld leiten. Ihnen die Basics des Fussballs beibringen und auch vorzeigen können.»

Andrea Bachmanns 13-jähriger Sohn plant mittlerweile die Trainings der E-Juniorinnen und Junioren und ist auch auf dem Platz eine wichtige Unterstützung. Sie koordiniert und organisiert. «Ich könnte gut damit leben, vor allem die administrativen Aufgaben zu übernehmen.»

Momentan aber, braucht es Andrea Bachmann noch auf dem Trainingsplatz. Die Trainerinnen respektive Trainersuche gestaltet sich nicht einfach. Besonders im Kinderfussball. «Es ist schön, dass sich immer mal wieder Väter melden. In der Regel gehen die aber dann mit ihren Kindern mit in die oberen Kategorien und hören irgendwann auf, wenn das nötige Diplom fehlt oder der Trainingsaufwand zunimmt.» Auch deshalb ist die TrainerInnen-Suche im Kinderfussball ist in den nächsten Monaten ein zentrales Thema beim SCK.

Dazu gilt es für Andrea Bachmann und die SCK-Verantwortlichen weiterhin kreative Lösungen zu finden in der Ausbildung und Förderung der SCK- Juniorinnen und Junioren. Trainingspläne so zu gestalten, dass Trainertätigkeiten für berufstätige Erwachsene bestmöglich machbar sind, dazu will man junge Trainerinnen und Trainer weiterhin fördern, sich Trainingsformen und Konzepte überlegen, damit weiterhin möglichst viele Kinder im Krienser Kleinfeld dem Ball nachjagen können.


* Anzahl der Trainings und Wettkämpfe gemäss J+S-Abrechnung des SC Kriens für das Bundesamt für Sport (BASPO).