Von Oliver Kraaz
Als ich nach dem Spiel heimkam, war auch noch unsere Katze verschwunden. Das war untypisch für sie und dementsprechend herrschte bei meiner Familie auch eine gewisse Unruhe. Warten auf sie wäre eine Möglichkeit gewesen, aber richtig ruhig geht man so nicht ins Bett. Unsere Katze ist ein wichtiges Familienmitglied und hat einige soziale Fähigkeiten, die mir völlig abgehen.
Also zog ich los und rief ins Dunkle nach der Katze. Irgendwann hörte ich in der Nachbarschaft ein Miauen durch das Kellerfenster. Der Nachbar war aber nicht daheim. Der Nachbar vom Nachbar half schliesslich mit dem Notschlüssel aus und wir konnten unsere Katze befreien. Sie war dann daheim völlig durch den Wind und brüllte noch eine Stunde in der Wohnung rum.
Das passte zum Abend. Die wütende Katze erinnerte mich an Nico Siegrist, der auch noch Minuten nach dem Spiel in voller Montur auf der Tribüne mit dem 2:2 haderte. Ein 2:2 gegen Cham ist ja irgendwie auch dasselbe, wie als Katze im Nachbarskeller stecken zu bleiben. Rumbrüllen kann man, aber das Kellerfenster öffnet sich damit ja auch nicht. Genausowenig, wie mit Fluchen nach dem Spiel auch keine nachträglichen Tore fallen.
Es ist aber auch ein Bocksmist, dass solche Prestige-Spiele zu Beginn der Saison stattfinden. Denn mit der neuen Formation einer Fussball-Mannschaft ist es wie mit neuen Wanderschuhen: Zum Einlaufen besser einige Male zum Briefkasten watscheln statt gleich die Fräkmüntegg raufjagen. Also langsam steigern. Kommt besser. Beim Einlaufen der Schuhe einfach drauf achten, dass man nicht im Kellerfenster des Nachbars stecken bleibt.
Also 2:2. Aber irgendwo fängt jede Reise an.
Zum Spiel
Eine Veränderung gabs bei uns in der Startauftsellung im Vergleich zum Spiel in Lugano. Daniel Kadima kam zu seiner SCK-Premiere, begann im Mittelfeld für Marco Rüedi. Sonst, wie gehabt.
Wir waren bemüht, das Spielgeschehen zu kontrollieren, hatten über weite Strecken der Partie mehr Ballbesitz, Cham stand aber kompakt, wartete auf das schnelle Umschaltspiel mit langen Bällen in die Tiefe. Das kennt man.
Und doch, nach einer knappen Viertelstunde kam eben dieser weite Ball hinter unsere Abwehr. Die Situation schien geklärt, ehe wir uns die Kugel an der eigenen Grundlinie abluchsen liessen, den Pass zur Mitte nicht verhindern konnten und die Kugel dort vom Bein von Enea Heiniger ins eigene Tor sprang. Unglücklich, die Gäste führten.
Es dauerte aber kaum 30 Sekunden, bis Nico Siegrist nach dem Anspiel im Chamer-Strafraum gefoult wurde. Lukas Sliskovic glich vom Punkt zum 1:1 aus.
Es war eine intensive Partie, umkämpft. Bissig. Die Gäste überliessen uns mehrheitlich die Spielgestaltung. Es kamen weiter Chancen für uns dazu. Luki Riedmann und Leandro Aversa vergaben nach einem Zuspiel von Nico Siegrist gleich nacheinander.
Das Spiel, es lief in der Folge stets sehr ähnlich ab, war bisweilen etwas zäh, mit vielen Unterbrechungen und kleinen Fouls. Wir suchten die Lücke im Abwehrverbund, waren noch etwas zu ungenau in den entscheidenden Zuspielen, Cham stand in der eigenen Platzhälfte. Verteidigte gut und aufsässig. Hatte aber in der Offensive kaum Aktionen.
Bis ein Kopfball nach einer Ecke die Gäste wieder in Führung brachte. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Ärgerlich für uns, sehr effizient vom SC Cham.
Es dauerte nicht lange, bis wir nach dem Seitenwechsel die erste Torgelegenheit verzeichneten. Luka Sliskovics Schuss strich am Tor vorbei. Was aus dem Spiel heraus nicht richtig klappen wollte, erledigten Luka Sliskovic und Enea Heiniger kurz darauf mit einem stehenden Ball. Flanke von halbrechts, Kopfballtor unseres jungen Innenverteidigers. Ausgleich in der 52. Minute.
Es war der Startschuss in eine ziemlich gute zweite Halbzeit von uns. In der wir das spielbestimmende Team waren, aufs Tempo drückten und die Führung suchten. Und ihr einige Male ziemlich nahe kamen. Andi Ukmata hatte nach seiner Einwechslung ein, zwei Gelegenheiten.
In der 75 Minuten schossen wir das vermeintliche 3:2. Der Piff des Schiedsrichters unterbrach die Tormusik allerdings jäh. Abseits? Die Fahne des Linienrichters blieb unten. Foul also? Scheinbar. Nun gut. Weiter gings.
Nico Siegrist traf nach einem schönen Zuspiel von Joël Ris nur den Pfosten. Gut 80 Minuten waren gespielt. Marco Rüedi kam im Strafraum frei zu Schuss, aufgelegt von Nico Siegrist.
Die Chancen, sie waren da, ein Heimsieg wäre verdient gewesen. Aber das siegbringende Tor, es fiel nicht mehr. Nicht für uns, nicht für Cham. Das 2:2 geht schlussendlich in Ordnung, je ein Punkt für zwei kämpferische und leidenschaftlich auftretende Teams.
Bereits am nächsten Freitag (20.00 Uhr) gehts im Kleinfeld weiter. Der Schweizer Cup ist zu Gast, und mit ihm die AC Bellinzona aus der Challenge League. Come on Kriens
Spielbilder
Von Daniel Gehrig