«Der SC Kriens ist das Gegenteil von einem kleinen Verein»

20. Dezember

Daniel Schrecker ist seit einem knappen Jahr Geschäftsführer beim SCK. Der 32-jährige über seinen Kaltstart, neue Fussballerfahrungen und nötige Veränderungen im Kleinfeld.

Als Fussballer gibts vor dem Ernstkampf immer ein Aufwärmen. Ist das als Geschäftsführer eines Fussballvereins auch so?
Als Geschäftsführer des SC Kriens nicht nein (lacht). Das war eher kopfvoran ins kalte Wasser oder eben Anpfiff ohne Einlaufen. Was nicht heissen soll, dass ich nicht sehr gut aufgenommen wurde oder keine Unterstützung von den Verantwortlichen erhielt oder erhalte. Der SCK ist einfach ein sehr grosser Verein, mit so vielen Bereichen und Menschen, dass hier immer viel los ist und ich eigentlich ab Tag eins sofort voll involviert war.

«Als ich hier anfing, hat mich die Grösse überwältigt und ich war beeindruckt von diesem Riesenapparat im Kleinfeld.»

Daniel Schrecker

Du bist in Luzern aufgewachsen, hast beim FCL lange im Juniorenspitzenfussball gespielt. Die Grösse des SC Kriens dürfte keine grosse Überraschung gewesen sein.
Das stimmt, ich habe oft im Kleinfeld gespielt als Junior. Ich wusste ‘der SCK ist ein grosser Verein’. Und doch, als ich hier anfing, hat mich die Grösse überwältigt und ich war beeindruckt von diesem Riesenapparat im Kleinfeld.

(überlegt) …
Ich denke, dass man die Grösse des SCKs kaum richtig einschätzen kann, wenn man nicht tagtäglich im Kleinfeld arbeitet. Für mich ist der SCK deshalb mittlerweile das Gegenteil von einem kleinen Verein.

Einstehen im Kleinfeld. Knapp 700 Kinder und Jugendliche standen im Sommer still (mehr oder weniger) für das Vereinsfoto des SC Kriens.

Wie stark bist du in die sportliche Ausrichtung und die Arbeit auf dem Platz involviert?
Meine primären Aufgabengebiete liegen bei den Vereinsfinanzen und dem Stadionmanagement. Ich habe in meinem Büroalltag daher mehr Berührungspunkte mit anderen Bereichen wie zum Beispiel der Gastronomie oder dem Sponsoring. Natürlich tauschen wir uns aus und ich bringe mich auch gerne ein. Aber die Zuständigkeit für die sportliche Ausrichtung der 1. Mannschaft liegt bei Marco und dem Trainerstaff, für den Nachwuchs bei Orlando und Roli, sowie bei unserer Juniorenkommission.

Wie gesund ist der SC Kriens wirtschaftlich?
Er ist auf einem guten Weg zur Gesundung. Man darf nicht vergessen, Corona hat ein Loch von mindestens 800’000 Franken in die Vereinskasse gerissen. Hinzu kam der Abstieg der 1. Mannschaft und dann obendrauf die steigenden Energiepreise, die unsere Kosten enorm beeinflussten. Aber die eingeleiteten Massnahmen und die gute Arbeit in den letzten zwei, drei Jahren stimmen mich positiv, dass der Verein finanziell solide und weiterhin eigenständig dastehen wird und wir beim SCK eine passende Balance finden zwischen bezahlter Arbeit und Ehrenamt.

«Wir sind überglücklich, können wir unsere Infrastruktur im Kleinfeld nochmals aufwerten.

Daniel Schrecker

Wird mehr bezahlte Arbeit nötig werden, um das Ehrenamt zu entlasten.
Nein, so pauschal würde ich das nicht sagen. Das können wir uns finanziell auch nicht leisten. Es gibt aber Bereiche, in denen sich ein finanzielles Engagement lohnt, zum Beispiel beim Sponsoring, wo wir mit Manu Fäh nun einen bezahlten Verantwortlichen haben. Dafür konnten wir in anderen Bereichen die Kosten senken und sind nun insgesamt schlanker unterwegs. Wichtig ist, unsere bezahlten Stellen so zu besetzen, dass der Nutzen für den Verein so gross wie möglich ist. Dazu müssen wir auch die Prozesse weiter verbessern, damit wir die ehrenamtlichen Arbeiten entlasten können.

Das heisst konkret?
Es tönt immer etwas abgelutscht. Aber die Digitalisierung ist sicher ein Thema, das wir noch konsequenter angehen müssen, damit wir effizienter und für alle zeitsparender arbeiten. Da stehen wir erst am Anfang.

Platz 2 nach der Vorrunde I. Die junge zweite Mannschaft des SC Kriens nimmt die Aufstiegsspiele ins Visier.

Gibt es bereits Anpassungen?
Wir haben beispielsweise die ganze Buchhaltung neu organisiert und die unterschiedlichen Systeme zu einem einzigen zusammengeführt. Das macht es nun übersichtlicher und einfacher. Wir werden im Januar ein neues Kassensystem einführen, an das neu auch unser Fanladen, die Ticketkassen und die Aussenstände im Stadion angeschlossen werden. Das erleichtert ebenfalls allen die Arbeit. Wir haben im Sommer eine eigene Textil-Druckmaschine angeschafft, damit wir die Abhängigkeiten von externen Anbietern verkleinern – und auch viel Geld sparen damit.

Welchen Stellenwert hat die 1. Mannschaft für den Verein?
Sie ist das Aushängeschild. Unser Zugpferd. An ihr orientiert man sich als Fan, als Angestellter, als Sponsor. Die Wahrnehmung des SC Kriens erfolgt oft über unserer 1. Mannschaft. Der Nachwuchsfussball und unsere anderen Aktivteams behalten jedoch ihre zentrale Bedeutung für uns und wir sind zum Beispiel überglücklich, können wir unsere Infrastruktur im Kleinfeld mit dem neuen Soccer Court und bald einem neuen Kunstrasen auf «Platz 2» nochmals aufwerten, zugunsten unserer über 700 Fussballerinnen und Fussballern.

Platz 2 nach der Vorrunde II. Die 1. Mannschaft jubelt über eine gelungene erste Saisonhälfte.

Wie oft wirst du auf einen möglichen Aufstieg der 1. Mannschaft angesprochen?
Regelmässig. Das zeigt das Interesse der Menschen am SCK und ich finde, es ist keine unberechtigte Frage momentan. Aber wir tun gut daran, nicht übermütig zu werden. Es müssen ja nicht nur die Resultate der 1. Mannschaft weiterhin stimmen, sondern auch das Drumherum – das geht manchmal etwas vergessen. Ein allfälliger Aufstieg stellt nicht nur sportliche Herausforderungen an uns. Wir haben im Kleinfeld eine professionelle und einwandfreie Infrastruktur, aber wir müssen im Hintergrund auch die passenden Strukturen und Prozesse haben. Daran arbeiten wir.