Der kranke Bus und der Blinddarm

8. September 2024

Von Oliver Kraaz

«Die Linie 1 fährt aus medizinischen Gründen nur unregelmässig». Ich stand an der Bushaltestelle am Bahnhof Luzern und las die Anzeige auf dem Display immer und immer wieder vor mich hin. Was wollte mir der gute Mensch in der VBL-Zentrale damit sagen? War der Bus erkrankt? Hoffentlich nicht ersnthaft? Und wird er sich erholen können oder muss er nächste Woche trotzdem wieder ran? Ich kann mir vorstellen, dass sich ein Bus vielleicht gar nicht so leicht krankschreiben kann, denn …

… also, ich kam ausnahmsweise mit dem öffentlichen Verkehr an Spiel. Und just heute erkrankte der Bus. Das war wirklich Pech. Vielleicht aber auch typisch, ein Matchbesuch gegen eine U21 ist per se ja eigentlich keine gesunde Sache. Eine U21 ist irgendwie wie der Blinddarm einer Liga: Mit dabei, aber das Leben funktioniert auch ohne sie. Die Promotion League ist so gesehen ein medizinisches Wunder, da sie gleich über mehrere Blinddarme (Blinddärme?) verfügt.

Wegen des unregelmässig erkrankten Busses kam ich eine Viertelstunde zu spät. Wie ich jedoch feststellte, hatte man trotzdem ohne mich bereits begonnen. Es stand 0:0, ich begrüsste nachträglich die vielen netten und bekannten Menschen auf dem Kleinfeld, darunter auch SCK-Legende Roger Erni und Gattin, blickte ab und zu aufs Feld und irgendwie war dann schon Pause. 0:0.

Nach der Pause schaute ich etwas mehr zu und registrierte gleichzeitig weniger Torchancen von uns. Und schon war auch wieder Schluss. Was mir vom Spiel noch geblieben ist: Die komplizierte Armschiene mit mehreren Einstellrädchen, die unser Platzspeaker Lukas mit sich rum trug. Ein Sportunfall (nein, nicht Schach).

Nach dem Schlusspfiff ging es dann bald wieder heimwärts. Ein gesunder Bus tauchte pünktlich auf. Im Bus merkte ich, dass mir fast nichts vom Spiel geblieben war. Das war so ein U21-Syndrom, so eine Unlust. Meist verspürte ich die schon vor, aber auch während und selbst nach dem Spiel.

Beim Blick auf den Spielplan entdeckte ich, dass am 25. September schon wieder ein Spiel gegen eine U21 stattfindet, dann gegen den FCZ auf dem Heerenschürli. Das ist so eine Gitteranlage mit Holzwänden und Lampen. Da geht kein normaler Mensch freiwillig hin. Ich werde pünktlich da sein.

Sofern bis dann kein VBZ-Tram erkrankt. 


Zum Spiel

Tatsächlich, viel Spektakel bot die Partie gegen den FCB-Nachwuchs nicht. Torgelegenheiten waren selten, das Spiel fand vorwiegend zwischen den Strafräumen statt. Ein frecher Versuch aus 45 Metern von Célien Wicht und ein Schlenzer knapp am Pfosten vorbei von Luka Sliskovic waren unseren nennenswerten Aktionen vor der Pause.

Basel stand kompakt und oft mit 11 Mann in der eigenen Platzhälfte, stellte die Räume zu und lauerte mit ihren schnellen Angreifern auf Kontermöglichkeiten. Wir versuchten, mühten uns ab, aber es fehlte an Ideen und Durchschlagskraft in der Offensive. Und kamen die Umschaltmomente einmal, in denen wir den Ball in der Basler Vorwärtsbewegung eroberten, haperte es bei uns im Spielaufbau, zu fahrig, zu ungenau. Eigentlich ungewohnt von uns.

In den letzten Minuten, als wir nochmals Druck aufbauen konnten, hatte nochmals Luka Sliskovic und auch Stiljan Gegaj die Gelegenheit zum Lucky-Punch. Die Abschlüsse wurden jedoch geblockt respektive kurz vor dem Einschlag abgewehrt. Es sollte heute nicht sein.

Es war dann am Ende ein leistungsgerechtes Unentschieden. Bei beiden Teams war die Defensivarbeit mehr als genügend, beiden waren mit viel Engagement bei der Sache und am Ende platt, das 0:0, es entspricht dem Gezeigten.


Telegramm

SC Kriens vs. FC Basel U21 0:0
Stadion Kleinfeld 664 Zuschauerinnen und Zuschauer

Tore: – 

SC Kriens: Hunn, Gegaj, Harperink, Heiniger, Caserta, Aversa (46’ Willimann (59’ Rüedi)), Riedmann (46’ Hermann), Siegrist (89’ Ukmata), Ris (75’ Hoxha), Sliskovic, Wicht 

FC Basel U21: Pfeiffer, Schweizer, Klose, Juanola, Selmonaj, Jashari, Uruejoma, Akale, Streit (66’ Rexhaj), Sow, Senaya

Bemerkungen: SC Kriens ohne Bender, Erdin und Facal (alle verletzt), Kadima (gesperrt), Fäh (abwesend), Martin, Gabriel und Brügger (nicht im Aufgebot)  


Spielbilder

Von Daniel Gehrig