Über die Wettbewerbsverzerrung, welche die U21-Teams in der Promotion League bewirken, wurde schon viel diskutiert: Hier spielen Profis von Super League-Vereinen – wenn auch junge – gegen Teams mit Halbprofis beziehungsweise Amateure. Das ist so fair wie mit einer Vespa in der Formel 1 zu starten.
Was zur sportlichen Schräglage dazu kommt, ist als echter Fan viel schwerwiegender: Spiele gegen U21-Teams machen nullkommanull Spass. Es ist abgrundtief trostlos. Niemand will eine U21 spielen sehen, ausser der Sportchef (und vielleicht seine Ehefrau, weil sie so wenigstens ihren Gatten wieder mal sieht). U21 haben keine Fans, und wenn doch, leben sie unerkannt unter uns wie anonyme Alkoholiker.
So herrscht eine Minute vor dem Spiel FCZ U21 gegen SC Kriens eine Stimmung wie auf einem leeren Fabrikparkplatz. Niemand da. Bis zum Anpfiff finden sich dann gut 100 Zuschauerinnen und Zuschauer ein, darunter gefühlte 400 aus Kriens, die gehörig für Rabatz sorgten.
Eine Matchuhr läuft auch nicht, es leuchtet nur eine digitale Uhr mit falscher Zeit. Was immerhin etwas die triste Anlage erhellt, denn das Flutlicht leuchtet nicht einmal das Spielfeld komplett aus. Hätte jemand während des Spiels bei der Corner-Fahne Rüebli oder einen Affenbrotbaum angepflanzt, er wäre im Schummerlicht unentdeckt geblieben.
Der FC Zürich verlangte als Eintritt satte 10 Franken. Man fragt sich: Wofür eigentlich? Wenn der Verein auf die vielleicht 300 Franken Einnahmen so dringend angewiesen ist, dann müsste der FCZ-Finanzchef nachts vor Sorgen eigentlich sein Pyjama durchschwitzen.
Und während man so im Niemandsland bei Kerzenschein-Licht das Spiel schaut, über die Krienser Tore und die Willensleistung der von Absenzen dezimierten Mannschaft jubelt, denkt man: Vielleicht finden die U21-Spiele ohne Zuschauerinnen und Zuschauer und Personal statt, weil beim FCZ gar niemand von dieser U21 weiss. Vielleicht wurde die einfach vergessen.
Oder es gibt sie in Tat und Wahrheit gar nicht. Könnte sein, dass sich da ein paar junge Menschen im Internet FCZ-Leibchen bestellt haben und abends einfach Fussball spielen. Heimlich, nachdem sie über den Zaun geklettert sind. Solche Gedanken beschleichen einem auf dem Heerenschürli, den der FCZ «Home of FCZ» nennt.
Bleibt nun nur zu hoffen, dass wenigstens die Leute beim Fussballverband vom Spiel etwas wissen und uns die drei Punkte auch anrechnen. Ich habe auf jeden Fall einen Mann mit einem Handy gesehen, der irgendwas eingetippt hat und sehr wichtig dreinschaute. Vielleicht wars aber auch nur dieser eine Fan des U21-Teams, den es laut Gerüchten offenbar geben soll.
Von Oliver Kraaz
Zum Spiel
Intensiv wars. Besonders auch nach dem Seitenwechsel. Zürich stand hoch, presste, jagte den Ball. So hatten wir das erwartet. Wir standen kompakt, rannten füreinander, kämpften dagegen. Und waren in der ersten Halbzeit bis zum 2:0 ungemein effizient.
Zwei Toraktionen, zwei Tore. Zuerst Marco Rüedi auf Célien Wicht, gut 10 Minuten später stocherte Rrezi Hoxha, der Ball sprang Luki Riedmann vor die Füsse und der traf aus dem Lauf zum 2:0.
Aber wir hatten vor dem Seitenwechsel weitere Gelegenheiten, trafen allerdings nur den Innenpfosten, wieder Luki Riedmann oder es kam in letzter Sekunde ein Zürcher Bein dazwischen. Nochmals bei Luki Riedmann.
Aber wir machten das insgesamt sehr ordentlich. Fanden nicht immer eine spielerische Lösung, kompensierten das aber mit viel Energie und Einsatzwille. Anders ging es heute gegen einen sehr spielstarken und physisch agierenden FCZ-Nachwuchs wohl zudem gar nicht.
Auch wenn wir in der zweiten Hälfte viel laufen mussten, Zürich das Geschehen weitestgehend bestimmte und Lars Hunns Zauber ein, zweimal wirkte, es ist am Ende kein unverdienter Auswärtserfolg beim FCZ. Dank einer grossartigen Teamleistung mit viel Lust und Laune.
Telegramm
FC Zürich U21 vs. SC Kriens 1:2 (0:2)
Heerenschürli 100 Zuschauerinnen und Zuschauer
Tore: 9′ Wicht 0:1, 21′ Riedmann 0:2, 57′ Bajrami 1:2
SC Kriens: Hunn, Suter, Bühler, Aversa, Willimann, Riedmann, Hoxha (71′ Frei), Martin, Rüedi, Sliskovic (64′ Berger), Wicht (82′ Facal)
Bemerkungen: SC Kriens ohne Gubinelli, Bender, Hermann, Uruejoma, Fäh, Nushi (alle verletzt), Caserta und Chihadeh (beide gesperrt), Gabriel (2. Mannschaft).