Aus Liebe zum Spiel

9. Februar 2023

Elis Isufi stand beim FC Basel vor dem Durchbruch und musste bald darauf mit dem SCK unten durch. An seiner Liebe zum Fussball hat das nichts geändert – und kochen hat er dadurch auch gelernt.

«Ich liebe den Fussball. Egal ob Champions League oder 5. Liga», sagt Elis Isufi. Der 22-jährige Innenverteidiger steht beim SC Kriens in seiner zweiten Saison. Ist Vize- Kapitän. 17 von 18 Partien hat er in der Vorrunde absolviert, immer über 90 Minuten. Nur gegen Brühl fehlte er gesperrt.

Im Sommer 2021 wechselte Elis Isufi vom FC Basel ins Kleinfeld. Beim FCB hatte er an der ersten Mannschaft «geschnuppert», spielte Euro-League, debütierte in der Super League – «aber geschafft habe ich damals den Sprung zu den Profis nicht zu hundert Prozent.»

Elis Vater kam einst als Gastarbeiter vom Kosovo in die Schweiz. Das war vor 36 Jahren. Elis ist das jüngste von drei Kindern der Familie Isufi. «Aber körperlich der Grösste», ergänzt Elis scherzhaft. Seit er fünf Jahre alt ist, jagt er dem Ball nach. Zuerst in Pratteln, seinem Heimatort, dann ab dem elften Lebensjahr beim FC Basel.

«Es war eine grosse Umstellung für mich. Vom Dorfklub, wo man mit den Kollegen kickt, zum grossen FCB. Ich war glücklich, merkte aber auch, dass beim FCB ein anderer Wind weht, dass der Fussball an erster Stelle stehen muss.» Elis Isufi absolvierte eine Lehre zum Speditionskaufmann und passte sich der Umgebung im Campus des FC Basels an, lernte schnell, war fleissig und ordnete dem Fussball vieles unter.

«Damals habe ich es nicht so empfunden, aber rückblickend führte ich schon ein ganz anderes Leben als viele meiner Kollegen. Ich verzichtete auf manches, was Jugendliche an den Wochenenden oder in den Ferien machen. Ich war zu Hause, früh im Bett, um mich auf ein Spiel vorzubereiten. Aber ich wollte es nicht anders und bereue es auch überhaupt nicht.»

Jetzt spielen sie an der WM und ich in der Promotion League – aber das ist ok so.

Elis Isufi über seine ehemaligen Gegenspieler zu Juniorenzeiten.

Bald spielt Elis Isufi für die Nachwuchsteams der Schweiz. Ab der U15 gehört er zum Stammpersonal der Junioren-Nati, war deren Kapitän, kickte während Jahren mit Noah Okafor oder Dan Ndoye, gegen Spanien mit dem jungen Ferran Torres, mit den Basel-Nachwuchs gegen Joao Félix. «Das sind schöne Erinnerungen – und es waren eigentlich immer Duelle auf Augenhöhe.»

Elis Isufi schmunzelt und sagt dann: «Jetzt spielen sie an der WM und ich in der Promotion League – aber das ist ok so.» Es ist dabei keine Resignation zu spüren, keine Enttäuschung. Elis Isufi sagt es einfach, als Feststellung.

Im Alter von 19 Jahren debütierte er in der ersten Mannschaft des FC Basel. Im Cup gegen Meyrin. 90. Minuten als rechter Aussenverteidiger – und Basel siegte 3:0. «Mein bisher grösstes Spiel folgte allerdings einige Monate später. In der Europa-League gegen Apoel Nicosia. Zu Hause im St. Jakob-Park.»

Basel hatte das Hinspiel klar mit 3:0 gewonnen und spielte im Februar 2020 das Rückspiel vor gut 15’000 Fans in Basel. «Ich erfuhr erst am Spieltag, dass ich in der Startformation stehe. Ich war nervös, bis ich auf dem Platz stand. Dann kamen Adrenalin und Freude und mir gelang ein ziemlich gutes Spiel, wie ich finde.» Es folgten regelmässige Einsätze in der Super League und mehr und mehr Spielzeit bei den Profis.

Wenn Elis Isufi heute im Kleinfeld oder auf den Plätzen der Promotion League aufläuft, sitzen seine Eltern auf der Tribüne, oder stehen am Spielfeldrand. Genau wie damals beim Debüt im Februar 2020. Und eigentlich seit Elis Fussball spielt immer. «Sie verpassen kein Spiel.» Als ihr Sohn in der Nati spielte, buchten sie sich für Auswärtsspiele in Andorra, Schottland oder Finnland ein Hotelzimmer und reisten mit. Das ist beim SCK nun nicht anders. «Sie sagen, dass sie es lieben mich spielen zu sehen, weil sie spüren, dass es mir Spass macht, wenn ich auf dem Fussballplatz stehe», sagt Elis Isufi.

Ins Kleinfeld kamen seine Eltern erstmals im Sommer 2021. Ihr Sohn hatte eine schwierige Saison in Basel hinter sich. War oft verletzt und verlor den Anschluss an die 1. Mannschaft. «In der Vorbereitung zur Saison 2020/21 riss ich mir das Innenband im Knie und fiel Monate aus. Eigentlich zum dümmsten Zeitpunkt, weil ich da zum Kader der 1. Mannschaft gehörte, mich aber nicht zeigen konnte.»

Bis dahin war Elis Isufi von grösseren Verletzungen verschont geblieben. In dieser wichtigen Phase der jungen Karriere kam jedoch alles zusammen. Nach der Knieverletzung ein Muskelfaserriss, dann eine gebrochene Zehe im Training. «Ich war fast mehr in der Physiotherapie als auf dem Platz – und ja, dann reichte es halt nicht beim FCB.»

Ich ging immer gerne ins Training und an die Spiele, auch wenn es nicht lief.

Elis Isufi, über seine erste Saison beim SC Kriens

Im Sommer 2021 also der Neustart beim SCK. Im Kleinfeld. Eine Liga tiefer. «Ich hatte mir viel vorgenommen, ich sah es als grosse Chance, möglichst viele Spiele in der Challenge League zu machen.» Und Spiele machte Elis Isufi im SCK-Dress. 27 an der Zahl in seiner ersten Saison. Die misslang dem SCK aber komplett. Mit nur drei Saisonsiegen gings eine Liga tiefer. «Dieses Jahr hat mir trotzdem geholfen, vor allem im mentalen Bereich. Ich musste lernen mit der Situation umzugehen und habe nie die Lust am Fussball verloren. Ich ging immer gerne ins Training und an die Spiele, auch wenn es nicht lief.»

Die Freude am Fussball, sie blieb. Trotz miesen Resultaten. Auch eine Liga tiefer. «Mein Ziel, in einer höheren Liga zu spielen, habe ich nicht aufgegeben. Aber wichtig ist, dass ich Fussball spielen kann. In Kriens kann ich das. In einem guten Umfeld, mit einem Team in dem es Spass macht.» Elis Isufi verschweigt nicht, dass er sich im Sommer nach dem Abstieg, mit anderen Vereinen beschäftigt hat. «Das gehört dazu. Ich hatte aber immer einen guten Draht zum Trainer und zum Sportchef. War in jedem Training und hatte einen Vertrag beim SCK.»

Mittlerweile ist die Stadt Kriens die zweite Heimat geworden, er wohnt im Stadtzentrum, hat eine eigene Wohnung. «Es war eine Umstellung. Zum ersten Mal in meinem Leben stand nach dem Training kein Abendessen auf dem Tisch, die Wäsche wusch sich nicht von allein und die Einkäufe mussten auch erledigt werden. Aber ich habe mich daran gewöhnt und bin mittlerweile auch ziemlich zufrieden mit meinen Kochkünsten.»

Eine Umstellung bedeuteten auch die vielen neuen Gesichter in der SCK-Garderobe zum Saisonbeginn im Sommer. Bloss drei Spieler blieben aus der vergangenen Spielzeit. Pascal Brügger, Nikola Sukacev und eben er, Elis Isufi.

«Wir haben uns gut und schnell aneinander gewöhnt. Der Teamgeist ist gut. Wir treffen uns mittlerweile auch regelmässig abseits des Platzes.» Dennoch, es brauchte seine Zeit, bis das neue SCK- Team seinen Rhythmus fand. Die zweite Hälfte der Vorrunde war deshalb auch punktemässig deutlich besser als die erste. «Wir müssen aber noch konstanter werden. Wir sind manchmal zu wenig abgeklärt, machen zu viele Fehler oder lassen uns aus dem Spiel bringen.»

Elis Isufi sagt es und tönt wie ein Routinier. «Routine hat nicht immer etwas mit dem Alter zu tun. Aber ja, ich kann mich noch entwickeln, mehr noch eine Führungsfigur werden, das ist ein Ziel von mir. Gerade wenn es nicht läuft, wenn es gut läuft, gibt es genügend Leader.» Elis Isufi sagt es und verabschiedet sich. «Training. Ich muss los», sein geliebter Fussball wartet.