Von Oliver Kraaz – die abgelaufene Saison war wie ein schrecklicher Vollsuff, inklusive einer leeren Aspirin-Packung und einer kaputten Kaffee-Maschine am morgen danach.
So wie man stöhnend im brummenden Kater schwört nie – nie, nie mehr einen Tropfen Alkohol anzurühren, so konnte ich mir kaum mehr vorstellen, nach der Saison 2021/2022 je wieder als glücklicher Mensch das Kleinfeld verlassen zu können. Ja, ich habe beim Marsch zum Stadion am Samstag sogar den Drang gespürt, einfach am Stadion vorbeizulaufen.
Letztes Jahr ist mir immer wieder meine grässliche Saison bei den Db-Junioren des SC Kriens in den Sinn gekommen. Wir trugen hellgrüne, atmungspassive Polyester-Dress und haben nie gewonnen. Nicht mal einen Punkt geholt, auch keinen halben. Nie. Der Name unseres damaligen Trainers verschweigen wir (er ist nämlich heute Präsident des SC Kriens, das wäre unfair). Kurz: Plötzlich war meine Hoffnung für meinen Klub gleich null.
… und dann kommt dieser Samstag mit einem 2:0 gegen Cham, zum Startschuss der stärksten Promotion-League der letzten 100 Jahre. Mit zwei wunderbaren Toren, von Yannick Pauli und Julian Hermann. Zwei Tore für Grünweiss in einem Spiel und kein einziges Gegentor – das gab es in der vergangenen Saison nicht einmal beim Einspielen auf ein Tor.
Natürlich, so ein Startspiel braucht Nerven. Auch bei mir. Da ich wegen einer Allergie seit sechs Jahren keinen Alkohol mehr trinken darf, bin ich auf ein Maté-Getränk umgestiegen, dass es auch im «1944» gibt. Schmeckt wunderbar, nach sieben Flaschen habe jedoch ich die aufputschende Wirkung von Maté zuhause doch etwas gespürt. Meine zitternden Hände haben von alleine die Zähne geputzt. Aber was solls: Ein Startsieg verlangt seine Opfer. Schon okay.
Tja, und jetzt? Was ist zu erwarten, nach einem solchen Sieg im Hinblick auf die weitere Saison? Umgehender Aufstieg in die Challenge League? Als Fan ist man ja immer eher skeptisch denn realistisch. Daher würde ich vorsichtig sagen: Sicher mal ganz behutsam die Champions League anpeilen. Dann mit etwas Glück die Klub-WM. Dann kann man immer noch grössere Ziele ins Auge fassen.
Prost!